Japanreise

Nachdem eine Schülergruppe der Senri International School aus Osaka /Japan im letzten Sommer bei uns im Gymnasium Grafing zu Besuch war und wir eine Schulpartnerschaft ins Leben gerufen hatten, starteten wir Ende Oktober den Gegenbesuch.
Bereits Anfang Dezember 2010 hatten sich bei den Schülern aus den 10. Klassen, die Japanisch als Wahlfach und ab der 11. Klasse als spätbeginnende Fremdsprache lernen, über zwanzig Interessenten für diese Reise angemeldet – doch die Naturkatastrophe und Kernschmelze in Fukushima im März 2011 beendete von einem Tag auf den anderen die Reiseplanung.
Da die Partnerschule in Osaka ca. 620 km südlich von Fukushima liegt und damit weitgehend außerhalb der Gefahrenzone, startete ich im Juli 2011 eine neue Schüler- und Elternbefragung und jetzt durften neun SchülerInnen vom 30.10. – bis 11.11.2011 mit nach Osaka fliegen.
Erstmals erhielten wir vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin eine Zusage für die Übernahme der gesamten Flugkosten vom Takenoko-Fonds – einem 2005 von DaimlerChrysler und Mitsubishi Fuso initiierten Schüler-Austausch zwischen Japan und Deutschland.
Zum Eingewöhnen in das ganz andere Leben in Japan wohnten wir in einem typisch-japanischen, winzigen Hostel in Kyoto, schliefen auf Tatami/Reisstrohmatten und teilten uns nur eine Dusche und zwei Toiletten. Nachdem wir uns gleich am ersten Tag im Erdbebencenter von Kyoto mit den Verhaltensregeln bei Naturkatastrophen – Taifunwind erspüren, im Erdbebensimulator durchgerüttelt werden, Feuer selbst löschen - vertraut gemacht hatten, besichtigten wir den Goldenen Tempel, den Kaiserpalast und viele andere Tempel und Schreine in Kyoto, der ehemaligen Kaiserstadt Japans.
Die Wiedersehensfreude am Bahnhof in Osaka war groß, als sich hier einige vom Deutschlandbesuch im letzten Jahr wieder trafen.
Bei einer Welcome Party wurden wir von der Schulleitung, der Deutschlehrerin Frau Katsuragi, einigen Lehrern und den SchülerInnen der Gastschule mit Reden, Liedern und einem Rückblick auf den letzten Austausch im Sommer bzw. auf den Privataustausch von Naomi und Riho bei Luise und Hanna in Grafing im Juli 2011 herzlich empfangen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir mit unseren ausführlichen deutschen Schulpräsentationen sehr positiv überraschen. Des weiteren bereicherten wir das Schulleben der Gastschule, indem wir unter der gekonnten Anleitung von Barbara mit den Kindergartenkindern einen kleinen Tanz einübten oder die 5. Klassen für zwei Stunden in eine bayerische vorweihnachtliche Himmelswerkstatt verwandelten mit Lebkuchenhaus, Mandelspekulatiusverzieren, Kerzenverzieren und dem Erlernen von Neunerln (einem Kartenspiel).
Unsere SchülerInnen, die den Unterricht mit ihrem Gastschüler besuchten, wurden immer wieder aus dem normalen Unterrichtsgeschehen herausgenommen, um Kalligraphie zu erproben oder beim Deutschunterricht mitzuwirken.
Mit dem Shinkansen schafften wir unseren Tagesausflug zum Friedensmuseum im 300km entfernten Hiroshima und zur Insel Miyajima mit dem berühmten roten Torii am Strand, durch das man bei Ebbe durchschreiten kann.
Interessant waren zwar die vielen Tempel, Schreine, das Nijo Schloss, der Kaiserpalast, die Taufe im Fushimi, aber immer wieder kam der Wunsch nach mehr Zeit für Shoppen in den riesigen Kaufhäusern oder ausgedehnten Einkaufspassagen, nach Purikura – gemeinsame Fotos gestalten in Fotoautomaten – und nach Karaoke.
Zum krönenden Abschluss der Reise gehörte die Werksbesichtigung von unserem Sponsor Mitsubishi Fuso, wo Lastwagen hergestellt werden. Unter der Anleitung eines Mitsubishi-Ingenieurs durften wir durch die Werkshallen gehen und die Produktion mehrerer Lastwagentypen beobachten.
Am Anfang der Reise zückten die SchülerInnen immer wieder das Wörterbuch, denn sie mussten erstaunt feststellen, dass tatsächlich viele Japaner ihr Englisch nicht verstehen, aber mit der Zeit kannten sie die Rituale und verschiedenen Grußformeln und Ausdrücke beim Betreten und Verlassen eines Ladens, Lokals oder der Jugendherberge.
Wichtig für meine japanische Kollegin in Osaka und für mich ist, dass unsere Schüler – wie natürlich unsere japanischen Gäste bei uns in Grafing - ihr Gastland, seine Sprache und seine Sitten und Gebräuche kennen lernen, mit in die japanische bzw. deutsche Familie integriert werden und so hoffentlich lebenslange Freundschaften entstehen werden.

 

Die Japanreise 2013 führte die begeisterte Japanisch-Wahlfachgruppe während ihres zehn tägigen Japanaufenthalts auch nach Takasaki, wo jeder Teilnehmer das Gesicht seines eigenen „Daruma - ein Glücksbringer aus Pappmaché“ bemalen durfte (s. Foto).

 

                                                                                                                                                                                                                          (Ulrike Rößle)