Auszeichnung im Maximilianeum

Als Sieger des Gymnasialbezirks Oberbayern Ost ist der Grafinger Abiturient Florian Kappelsberger am Freitag, dem 27.10.2017, vom Bayerischen Club und dem Kultusministerium für seine Seminararbeit im Fach Latein im Rahmen eines Festakts im Maximilianeum geehrt worden. Er hatte über die lateinischen Grabinschriften zweier Äbte am Kloster Seeon und ihre zeittypischen Lebensläufe geschrieben. Lateinlehrer Markus Gerer hatte diese Arbeit betreut. Die Bigband des Gymnasiums Grafing unter der Leitung von Direktor Paul Schötz umrahmte die Feierstunde musikalisch. Festredner Professor Dr. h. c. Albert Scharf (rechts im Bild), Präsident des Bayerischen Clubs und ehemaliger Intendant des bayerischen Rundfunks, brachte dies so auf den Punkt: „Am Gymnasium Grafing kann man im Fach Latein Arbeiten über spätmittelalterliche bayerische Geschichte verfassen und gleichzeitig in der Bigband unter der Leitung des Direktors spielen. Das ist sehr bemerkenswert: Vergangenheitsbewusst – und zugleich offen für die Gegenwart und die Zukunft.“ Er überreichte zusammen mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm den Preis. Im Bild zu sehen sind Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich, Schulleiter Paul Schötz, stellvertretende Landrätin Magdalena Föstl, Preisträger Florian Kappelsberger, Lateinlehrer Markus Gerer, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Professor Albert Scharf (von links). Doch wie kam es zu diesem Thema? Wie entstand die Arbeit? Was ist ihr Inhalt? Darüber berichtet Florian Kappelsberger:

In meiner Seminararbeit mit dem Thema: ´Das späte 18. Jahrhundert im Spiegel der Epigraphik der Klosterkirche Seeon. Die Grabinschriften für Abt Augustin Sedlmayr und Exuperius Hirn´ befasste ich mich mit den Kircheninschriften von Augustin Sedlmayr und Exuperius Hirn. Diese befinden sich im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche Seeon. Zuerst erschließe ich die Abkürzungen und übersetze dann die Inschriften, welche im Anschluss daran auf ihre formale und stilistische Gestaltung hin analysiert werden. Von der Übersetzung ausgehend erschließe ich anhand der in den Inschriften erwähnten Titel und Taten die Biographien beider Äbte: einerseits Augustin Sedlmayr, der vorletzte Abt des Klosters Seeon, welcher während seiner Regentschaft als Bauherr in der Region aktiv war und wiederholt den jungen Wolfgang Amadeus Mozart zu Gast hatte; andererseits Exuperius Hirn, der letzte Abt des Klosters Ebersmünster im Elsass, welcher das prunkvolle Leben eines hohen Klerikers im späten Ancien Régime genoss und wegen der revolutionären Entwicklungen in Frankreich nach Seeon flüchtete. Im Fazit werden die Lebenswege der beiden Äbte vor dem Hintergrund der Kirchengeschichte des späten 18. Jahrhunderts verglichen, wobei der Kontrast zwischen dem revolutionären Frankreich und dem vorsäkularen Altbayern verdeutlicht wird; die Schlussbemerkung bietet einen Ausblick auf die Säkularisation Bayerns im frühen 19. Jahrhunderts in Bezug auf das Kloster Seeon.

Der Ursprung der Seminararbeit liegt im Herbst 2014, denn zu Beginn des Schuljahres 2014/15 stand für die Schüler der damaligen 10. Klassen die Wahl der W-Seminare an. Dabei bot Herr Gerer im Leitfach Latein ein Seminar zu lateinischen Kircheninschriften zwischen Inn und Salzach an, wofür ich mich aus Interesse an der lateinischen Sprache und an der Thematik anmeldete. Die Sitzungen begannen im Oktober 2015. Herr Gerer führte das Seminar in den Sitzungen der folgenden Monate in die Thematik des Seminars, d.h. in die Kirchengeschichte Altbayerns und in den Umgang mit Grabinschriften als Quellen, und in die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens (Exzerpieren, Quellenverweise, Literaturrecherche etc.) ein. Dabei erhielten wir nicht nur eine Führung in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, sondern auch Besuch von Stefan Trinkl, einem renommierten Kirchenhistoriker, der uns in seinem Vortrag zur ´Bavaria Sancta´ den Aufbau und die Aufgaben der altbayerischen Prälatenklöster im Zeitalter des Barock vorstellte, sowie zahlreiche Tipps und Ratschläge zur Recherche in diesem Forschungsfeld gab.

Gegen Ende des Jahres wurden dann die Gruppen eingeteilt und den jeweiligen Kirchen zugewiesen, wobei neben Seeon auch Gars, Au, Rott und Attel am Inn zur Auswahl standen. Ich kam zusammen mit drei anderen Seminaristen in die Gruppe, die sich den Inschriften der Klosterkirche Seeon widmete.

Im Januar begleitete Herr Gerer die einzelnen Gruppen in die jeweiligen Kirchen, um den Seminaristen einen Eindruck von den Forschungsobjekten zu vermitteln. Unsere Gruppe fuhr somit am 16. Januar in das ehemalige Inselkloster Seeon, wo wir eine Führung durch die Klosteranlage erhielten und die zahlreichen Kircheninschriften besichtigten. Wenige Wochen später, im Februar, wurden die provisorischen Themen der Seminararbeiten festgelegt, die wir dann innerhalb der Seeon-Gruppe untereinander aufteilten. Mehr oder weniger zufällig bekam ich das Thema, das sich mit den Inschriften der Äbte Sedlmayr und Hirn befasste.

In der nächsten Zeit beschäftigten wir uns mit den Inschriften, die wir im April jeweils mit Transkription und Übersetzungsversuch im Seminar vorstellten. Bereits Ende April begann ich erste Recherchen zu Sedlmayr und Hirn. Zunächst setzte ich mich mit dem Verband Les Amis de l'Eglise Abbatiale d'Ebersmunster in Verbindung, da ich zu Exuperius Hirn zunächst wenig finden konnte. Unterdessen vertieften wir unter Herr Gerers Anleitung die Methodik, wobei jeder der Seminaristen einen Zwischenbericht zur Recherche und ein Exzerpt anfertigte. Außerdem gaben wir unsere Exposés ab, worin unter anderem die Thematik, die Zielsetzung der Arbeit, die Gliederung und der Zeitplan festgelegt wurden. Im Juli und August vertiefte ich meine Recherche und begann, systematisch die Fachliteratur zu den beiden Äbten zu konsultieren. Das Deutsche Archäologische Institut in Frankfurt und die Archive der Stadt Straßburg waren dabei so freundlich, mir zwei schwer zugängliche Quellen großzügigerweise zur Verfügung zu stellen. Da bezüglich der in der Inschrift erwähnten kirchlichen Titel bald Fragen aufkamen, stellte ich auf Herrn Gerers Vorschlag hin per Mail erste Kontakte zu Historikern und Experten her, darunter Mag. Dr. Gerald Hirtner (Archivar des Stiftsarchives der Erzabtei St. Peter in Salzburg), Prof. Dr. Maximilian Fussl von der Universität Salzburg und Dr. Christoph Brandhuber (Leiter des Salzburger Universitätsarchivs). Diese Experten erwiesen sich als sehr aufgeschlossen und hilfsbereit bei Fragen zur Kirchengeschichte des späten 18. Jahrhunderts und zum barocken Kirchenlatein.

Unterdessen stieß ich bei meinen Recherchen auf ein Problem: während zu Exuperius' Leben in der französischen Primär- und Sekundärliteratur zahlreiche Details zu finden waren, boten die deutschen Quellen nur recht spärliche Informationen über Sedlmayrs Biographie. Deshalb begann ich im August, die sechsseitige lateinische Totenrotel Augustin Sedlmayrs zu übersetzen. Totenroteln wurden verfasst, um andere Klöster über den Tod des Abtes zu informieren, und enthalten zahlreiche biographische Informationen. Für meine Übersetzung waren meine Kontakte nach Salzburg ebenfalls sehr hilfreich, und auch Herr Gerer war bei Übersetzungsfragen und sonstigen Problemen jederzeit äußerst entgegenkommend und hilfsbereit.

In den letzten Oktoberwochen schloss ich meine Recherchen zu den beiden Äbten ab, und am 08. November fand die Abgabe der Seminararbeit statt, die von der Q12 des GG ausgiebig gefeiert wurde. Mitte Dezember stand dann noch die Abschlusspräsentation an, womit das Projekt der Seminararbeit vorläufig beendet war.

Am 20. Januar unternahm das Seminar eine abschließende Exkursion nach Salzburg, wo wir den Salzburger Dom und das Archiv der Erzabtei St. Peter besuchten. Drei Tage später, am 23. Januar, fand bereits die Notenbekanntgabe statt. Zu meiner Überraschung erhielt ich für meine Arbeit die volle Punktzahl. Meine Freude war natürlich groß, und schon im Anschluss an die Verkündung der Noten eröffnete mir Herr Gerer bereits Möglichkeiten, die Arbeit bei diversen Wettbewerben einzureichen. Um ebendiese ´Vermarktung´ kümmerte sich Herr Gerer in den nächsten Monaten mit Hingabe und großem Engagement, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal besonders bedanken will.

Und der großartige Erfolg dieser ´Vermarktung´ war bald deutlich. Am 26. Juni fand die Preisverleihung zum Heimatkundlichen Wettbewerb des Landkreises Ebersberg statt, wobei ich von Landrat Robert Niedergesäß den ersten Platz unter den schriftlichen Arbeiten verliehen bekam. Vier Tage später, am 30. Juni, erhielt ich während der Zeugnisverleihung in der Stadthalle zu meiner großen Überraschung zwei weitere Auszeichnungen: einerseits eine vergoldete Ehrennadel des Altphilologenverbandes, andererseits einen monumentalen Band zur Karolingischen Schriftkultur, der mir als Buchpreis von der Stiftung Humanistische Bildung in Bayern verliehen wurde. Dabei erfuhr ich auch, dass meine Arbeit für die Abiturientenpreise des Bayerischen Clubs vorgeschlagen worden war; der Bayerische Club ist ein seit rund 80 Jahren bestehender Kreis von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst, Politik und Wirtschaft, der alljährlich in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium acht Seminararbeiten prämiert, die sich mit Themen zur bayerischen Kultur, Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen. Der Ausgang dieser Empfehlung blieb jedoch zunächst offen, und nach der Zeugnisverleihung wurde es vorerst still...Ende September erhielt ich dann die freudige Nachricht vom Bayerischen Club, dass mir für meine Seminararbeit der Bezirkssieg Oberbayern-Ost zuerkannt wurde; deshalb wurde ich, zusammen mit meiner Familie und Herrn Gerer, zur Preisverleihung im Maximilianeum eingeladen. Diese fand am 27. Oktober in Form einer eindrucksvollen Zeremonie statt, welche von der Bigband des Gymnasiums Grafing unter der Leitung von Direktor Paul Schötz musikalisch umrahmt wurde. Nach einer Laudatio von Festredner Professor Dr. h. c. Albert Scharf wurde mir von Landtagspräsidentin Barbara Stamm der Preis überreicht. Insgesamt war es ein sehr besonderer Tag und ein überwältigender Abschluss des Projekts.

Nach der Verleihung wurde ich aufgrund eines Berichts in der SZ von der VHS Vaterstetten mit dem Angebot kontaktiert, die Erkenntnisse meiner Seminararbeit im Rahmen eines Vortrags als Gastdozent vorzustellen, und auch die Pfarrei Seeon kam mit dem Anliegen eines Vortrags auf mich zu. Ich finde diese Aussichten sehr spannend und bin neugierig, wie sich diese Dinge weiterentwickeln...“


(Florian Kappelsberger, Markus Gerer)