Nox Latina 2011

Latein ist langweilig und trocken – eine tote Sprache eben. Diese Meinung ist weit verbreitet. Die Besucher der 4. Nox Latina an unserem Gymnasium hatten gewiss einen ganz anderen Eindruck. Obwohl die Mitglieder des P-Seminars einschließlich der Leiterin Christine Wensauer am Ende des Abends todmüde und erschöpft waren, der Stolz auf die „nox noctium“, wie Herr Dr. Parigger sie genannt hat, war riesig.
Ein rauschendes Fest war gelungen, trotz der Zweifel und der kleinen und größeren Pannen, die noch am Nachmittag bei der Generalprobe und beim Aufbau die Mitglieder des P-Seminars und die ganze Fachschaft Latein in Aufregung versetzt hatten. Schließlich galt es, fast 200 Mitwirkende aus nahezu allen Lateinklassen der Schule zu beaufsichtigen, zu koordinieren, zu motivieren, bei der Stange zu halten.
Die Saturnalien – bei den Römern mehrtägige Festlichkeiten am Jahresende - begannen mit dem Einzug und einer sehr beeindruckenden Vorführung einer Gaukler- und Artistengruppe. Danach waren die Zuschauer zum „Stammtisch“ der Götter auf den Olymp eingeladen. Während sich die Götter – Schüler aus verschiedenen achten Klassen – auf sehr menschliche Weise unterhalten, wandert ihre Aufmerksamkeit nieder zur Erde. Dort müht sich eine römische Schulklasse (7c) mit der lateinischen Grammatik, Geographie und Musik ab, bis Jupiter entscheidet, dass die fleißigen Schüler, die eben noch „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ auf Latein schmetterten, aufhören und bei den Saturnalien mitfeiern sollen. Nicht anders geht es dem berühmten Redner Cicero, der mitten aus seiner eindrucksvollen Rede gegen Catilina von Minerva zum Feiern entführt wird (Q 12). Jetzt erinnern sich die Götter leider an eine Hochzeitsfeier, die bekanntlich zum Paris-Urteil und zum trojanischen Krieg führte. Da jeder diese Geschichte kennt, gab es bei der Nox Latina ein etwas anderes Ende. Zehn Jahre später: Helena sitzt mit Lockenwicklern im Haar am Tisch, während sich ihr Gatte Paris - zum Entsetzen von Venus - nur für die Ergebnisse des letzten Wagenrennens interessiert. Und Menelaos feiert sein Junggesellenleben in der Gesellschaft der Göttinnen Minerva und Juno. Diese Szenen wurden von Schülern der 8. und 10. Klassen umgesetzt. In Rom erzählt inzwischen ein Senator seine ungewöhnliche Lebensgeschichte. Durch den bei den Saturnalien üblichen Rollentausch von Herren und Sklaven wurde er daran erinnert. In einem Singspiel erfuhren die Zuschauer, wie der Senator seinem Sklavenleben entkommen konnte. Die Schauspieler kamen aus den 8. Klassen, Schüler aus 6. Klassen überzeugten durch ihre Gesangseinlagen.
Verse des Dichters Ovid inspirierten drei junge Leute (Q 11) dazu, den anderen Feiernden zu erklären, wie man sich an das weibliche Geschlecht heranmacht und welche Aufmachung anzuraten ist. Unterstützt wurden sie von Schülern einer 7. Klasse, die für Nicht-Lateiner das Ganze pantomimisch darstellten.
Am Schluss der Vorstellung sangen die Klassen 6f und 6g (Außenklasse) das lateinische Geburtstagslied „Semper felix sis tu“ und alle Mitwirkenden und Zuschauer stimmten abschließend in „Gaudeamus igitur“ ein, bevor der „princeps“ alias Dr. Parigger in die Taberna einlud.
Dort wurde natürlich nicht nur das Auge verwöhnt, auch der Gaumen kam nicht zu kurz. In der Mensa wurde zwischen den beiden Theatervorführungen die Taberna geöffnet, in der sich Gäste und Akteure an einem üppigen Buffet mit römischen Speisen und Getränken stärken konnten.
Außerdem gab es ein römisches Quiz, an dem sich zahlreiche Besucher begeistert beteiligten. Die Gewinner erhielten Buchpreise, gespendet von der Bücherstube Slawik. Dafür bedanken wir uns nochmals herzlich.
In einem Ausstellungsraum konnten Kinder Lederbeutel basteln oder Bilder zum Thema Römer ausmalen. Außerdem wurden einige Gewinnerarbeiten des Certamen Latinum, eines Kreativwettbewerbs, der bereits im letzten Schuljahr stattfand, gezeigt.
Bereits am Vormittag hatten alle 6. Klassen Lederbeutel hergestellt oder Spiegel mit Prägefolie verziert – Arbeiten, die auch den Römern vertraut waren. Die Ergebnisse konnten ebenfalls bewundert werden.
An dieser Stelle bedankt sich das P-Seminar nochmals bei Frau Berger vom Elternbeirat, welche unermüdlich in der Taberna mitgeholfen hat, sowie bei Frau Gromes-Schmid und ihrem Mann und bei Herrn Zangl, die ebenfalls in der Taberna tätig waren. Unser Dank gilt auch allen Schauspielern für ihr großartiges Spiel, dem AK Light & Sound für die professionelle Technik und allen anderen Helfern für ihr großes Engagement: Sie alle haben dazu beigetragen, dass es ein unvergesslicher Abend wurde. (Christine Wensauer und das P-Seminar „Nox Latina“)